• 1. Juni 2023 07:57
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In einem Schreiben vom UKSH an die Frühe Hilfen am Kinderschutz-Zentrum Lübeck vom heutigen Tage (Schreiben liegt der Redaktion vor) geht hervor, das das UKSH für den Erhalt des Marienkrankenhauses auf der Altstadtinsel ist. Wir veröffentlichen das Schreiben hiermit im Wortlaut.

Sehr geehrte Frau Hoeck,
sehr geehrte Damen und Herren der Frühe Hilfen Lübeck,

uns eint die Sorge um die werdenden Familien und die Mitarbeitenden des Marien-Krankenhauses. Tatsache ist, dass der Träger des Marien-Krankenhauses dessen Schließung bis Jahresende angekündigt hat, weil er nach mehrjährigen Anstrengungen keinen Interessenten zur Aufrechthaltung des Betriebes hat finden können. Erschwerend kommt hinzu, dass die personelle Situation des Marien-Krankenhauses durch den Fortgang von Frauenärztinnen und -ärzten die Betreuung von zuletzt 1.400 Geburten unmöglich macht. Angesichts des drohenden Versorgungsnotstandes, der schon heute schwangere Frauen vor die Frage des Ortes ihrer Entbindung stellt, sind alle Beteiligten aufgefordert zu handeln.

Der Träger des Marien-Krankenhauses hat das UKSH um Unterstützung gebeten, weil es die bislang einzige Institution ist, die eine tragfähige Lösung anbieten kann. Diese hat das UKSH ohne zu zögern zugesagt – auch da wir seit Jahrzehnten kooperativ mit den Kolleginnen und Kollegen zusammenarbeiten. Ich möchte Ihnen sehr deutlich sagen, dass sich das UKSH niemals um das seit Jahren zum Verkauf stehende Marien-Krankenhaus beworben hat und uns immer an einer Fortführung der bestehenden Partnerschaft gelegen war. Jetzt läuft den Schwächsten in dieser schwierigen Situation die Zeit davon: Die Schwangeren haben keine Zeit – sie brauchen heute eine Perspektive.

Sie, sehr geehrte Frau Hoeck, und sehr geehrte Damen und Herren der Frühe Hilfen, kennen die
Entwicklungsdefizite, den sozioökonomischen Status und den Förderbedarf eines großen Teils von
Schwangeren und Eltern mit kleinen Kindern in Lübeck am besten. Und Sie wissen, dass das UKSH auch in
dieser dringenden Thematik als Partner an Ihrer Seite steht – wir haben aktuell gemeinsam mit dem
Förderverein Lübecker Kinder die Koordination der Sozialanamnese für bedürftige Schwangere und
Wöchnerinnen durch eine neue Stelle am UKSH in Kooperation mit Ihnen vereinbart. Und um die
Sicherstellung der Versorgung auch und gerade dieser hilfebedürftigen Frauen geht es jetzt.

Dem UKSH ist es bewusst, dass dies nur gemeinsam mit den Kolleginnen und Kollegen des Marien-
Krankenhauses gelingen kann. Deshalb haben wir den Fortbestand des Marien-Krankenhauses und damit die Fortführung der gelebten Teamarbeit genauso garantiert, wie die Übernahme aller Arbeitsverträge. Dies auch, um die Ihrerseits geforderte Wahlmöglichkeit der Schwangeren zwischen Marien-Krankenhaus und UKSH fortzuführen. Bitte gestatten Sie mir an dieser Stelle den Hinweis, dass sich alle Mitarbeitenden der Frauenklinik des UKSH sicherlich genauso fürsorglich und liebevoll um die Mütter und Kinder kümmern.

Hoch anzurechnen ist diesen Frauenärztinnen und Frauenärzte des UKSH, dass sie sich bereit erklärt haben, die Kolleginnen und Kollegen des Marienkrankenhauses für einige Monate vor Ort zu unterstützen. Allerdings kann darüber hinaus nicht von ihnen verlangt werden, dass sie diese persönliche Verantwortung vor Ort auf unbestimmte Zeit übernehmen.

Die Frauenärztinnen und Frauenärzte des UKSH haben sich bewusst für die universitätsmedizinische
Versorgung in einem Level-I-Zentrum entschieden, weil sie mögliche Risiken für Mutter und Kind durch
unmittelbar interdisziplinäre Zusammenarbeit mit der Neonatologie, Pädiatrie und ggfs. auf der
Kinderintensivstation minimieren können. Dies kann ein Standort außerhalb des Campus nicht gewährleisten und es hat sich bislang außer dem UKSH niemand anderes bereit erklärt hat, der diese Verantwortung vor Ort übernimmt.

Unsere Ärztinnen und Ärzte werden, wenn es gewünscht ist, bis zum Sommer in der Parade unterstützen, bis den Kolleginnen und Kollegen des Marien-Krankenhauses eine eigene Station auf dem Campus hergerichtet ist. Dazu finden derzeit Gespräche statt, damit die Vorstellungen insbesondere der Pflegekräfte und Hebammen größtmögliche Berücksichtigung finden. Genauso suchen wir dazu das Gespräch mit den Belegärztinnen und Belegärzten.

Um diese Interimsstationslösung möglichst zu verkürzen, muss parallel der Bau des neuen und eigenständigen Marien-Krankenhauses auf dem Campus beauftragt werden. Das UKSH hat zugesagt, dass die Vorstellungen der Kolleginnen und Kollegen des Marien-Krankenhauses bei der Gestaltung und Infrastruktur hohen Einfluss haben.

Nur am Rande möchte ich erwähnen, dass dem UKSH gleichzeitig der nicht unerhebliche Aufwand entsteht, den eigentlich für die Versorgung von onkologischen Patientinnen und Patienten interimistisch geplanten Interdisziplinären Infusionstherapiebereich andernorts im Klinikum zu errichten. Auch für diese Patienten tragen wir Verantwortung und möchten ihnen den Aufenthalt bei uns schnellstmöglich so angenehm wie möglich machen.

Das UKSH bietet eine tragfähige Lösung, die den Müttern und Neugeborenen die größtmögliche
Versorgungssicherheit bietet sowie den Kolleginnen und Kolleginnen den Erhalt ihrer Institution und ihres
Teamgeistes und dies rechtzeitig, bevor das Marien-Krankenhaus geschlossen wird und es zu einer
ungeordneten Geburtensituation in Lübeck kommt. Hier droht dann die wirkliche Gefahr, die wir gemeinsam jetzt abwenden können.

Mit freundlichen Grüßen

Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Jens Scholz

Foto: (c) Stephan Johannsen
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