
Jede Minute stirbt ein Mensch in Verbindung mit Aids, jede zweite Minute wird eine junge Frau mit HIV infiziert. Der Welt-Aids-Tag ist der Tag der Solidarität mit HIV-positiven Menschen und des Gedenkens an die Menschen, die an den Folgen von HIV/Aids verstorben sind.
Wir alle sind aufgerufen uns gegen Diskriminierung und Stigmatisierung einzusetzen und für den Zugang aller Menschen zu medizinischer Versorgung einzutreten – in Lübeck, Deutschland und weltweit. Rund 10 Millionen Menschen weltweit erhalten noch keine Therapie. Stigma ist das größte Hindernis für HIV-Prävention, HIV-Tests und ein gutes Leben mit HIV.
Die Hansestadt Lübeck geht mit gutem Beispiel voran und hat zum diesjährigen Welt Aids Tag eine Arbeitgeber-Deklaration #positivarbeiten unterschrieben. Mit der Zeichnung bekennt sich die Stadt als Arbeitgeberin zu einem diskriminierungsfreien Umgang mit HIV- Positiven Mitarbeitenden.
„Trotz Aufklärungskampagnen über Übertragungswege und der Tatsache, dass HIV‐positive Menschen dank hochentwickelter Medikamente heute ein nahezu normales Leben führen können, erleben diese noch immer Ausgrenzung sowie Stigmatisierung im Alltag und am Arbeitsplatz“, führt Bürgermeister Jan Lindenau aus.
Mehr als 155 Unternehmen, Verbände, Städte, Ministerien und Betriebe haben in den letzten drei Jahren die Erklärung #positivarbeiten unterzeichnet. Konkret erklären Arbeitgeber:innen mit Unterzeichnung der Deklaration unter anderem, keinen HIV-Test im Rahmen einer betriebsärztlichen Einstellungsuntersuchung zu verlangen sowie Führungskräfte über aktuelle Informationen zum Thema Leben mit HIV in Kenntnis zu setzen.
„Wir begrüßen diese Initiative des Bürgermeisters und der Wirtschafts- und Sozialsenatorin, das ist ein starkes Zeichen für HIV-Positive Menschen, das zeigt, dass sie in der Hansestadt willkommen sind“, erklärt Katjana Zunft, Fraktionsvorsitzende der Lübecker Linken. Katjana Zunft ist selbst Mitarbeiterin der Lübecker Aids-Hilfe und erlebt in ihrem Berufsalltag immer wieder, wie schwer es für Positive ist, Diskriminierung zu erleben.
Für junge Menschen, die gerade erst ihre Sexualität entdecken, sei es wichtig, altersgerechte Informationen über HIV und andere sexuell übertragbare Krankheiten bereitzustellen. Die Deutsche AIDS-Stiftung unterstütze gerade zum Welt-AIDS-Tag bundesweit Schülerinnen und Schüler mit Infomaterial, die an ihren Schulen über HIV informieren wollen. Gleichzeitig fördere die Stiftung lokale Beratungsstellen, die niedrigschwellig zu HIV beraten und HIV-Tests anbieten. In Lübeck wäre es unter anderem die Lübecker AIDS-Hilfe im Kreuzweg 2. Hiermit würden besonders Männer, die Sex mit Männern haben erreicht. Auch in Zukunft werde die Deutsche AIDS-Stiftung solche Präventionsprojekte verstärkt unterstützen.
,,Die Folgen der Covid-19-Pandemie und des Kriegs in der Ukraine haben die Bekämpfung von HIV und Aids weltweit ins Stocken gebracht. Wichtige Behandlungs- und Präventionsdienste sind unterbrochen.´´ erklärt Jan Kreutzberg, Geschäftsführer der Deutschen Stiftung Weltbevölkerung anlässlich des Welt-Aids-Tages
Die Bundesrepublik Deutschland hat in ihrem Haushalt für das kommende Jahr die Gelder für UNAIDS um 1,25 Millionen Euro gekürzt und nur noch 3,75 Millionen zugesagt. „Die Bundesregierung sendet hier ein fatales Signal. Für eine Regierung, die eine Stärkung der globalen Gesundheitsarchitektur in den Koalitionsvertrag geschrieben hat, wären 25 Millionen Euro ein im Verhältnis zur deutschen Wirtschaftskraft angemessener Beitrag“, unterstreicht Jan Kreutzberg die Forderung der Zivilgesellschaft. „Wir dürfen im Kampf gegen Aids nicht nachlassen, und zwar auf allen Gebieten: Die medizinische Forschung und Versorgung muss genauso vorangetrieben werden, wie die Aufklärung und Ausbildung insbesondere der jungen Mädchen. Deutschland steht in der internationalen Verantwortung. „
Die Deutsche AIDS-Gesellschaft weist anlässlich des Welt-AIDS-Tages darauf hin, dass in Deutschland auch heute noch Menschen an AIDS erkranken. Obwohl die Zahl der HIV-Neuinfektionen in den letzten Jahren insgesamt zurückgegangen ist, wird laut Robert-Koch-Institut in Deutschland immer noch ein Drittel der Diagnosen erst bei fortgeschrittenem Immundefekt gestellt. In 18% der Fälle liegt bei der HIV-Erstdiagnose bereits eine AIDS-definierende Erkrankung vor. Dieser Anteil ist in den letzten Jahren nicht zurückgegangen, obwohl das Auftreten von AIDS durch eine rechtzeitige HIV-Testung und einen raschen Therapiebeginn verhindert werden könnte.
Anlässlich des diesjährigen Welt-AIDS-Tages lädt die Lübecker AIDS-Hilfe zu einem Gedenkmarsch und anschließendem Gedenkgottesdienst ein.
Der Gedenkmarsch startet um 18 Uhr am Denkmal für Nationalsozialismus verfolgte Homosexuelle in Lübeck, Parade, zwischen Zeughaus und Haus der Kulturen. Um 19 Uhr schließt sich der Gedenkgottesdienst in der St. Marienkirche zu Lübeck an. Marienpastor Robert Pfeiffer und die Lübecker AIDS-Hilfe e.V. laden zu einem ganz besonderen Gottesdienst ein.
Foto: (c) Brian Otieno