• 7. Juni 2023 07:30

Runder Tisch Karlshof-Israelsdorf tief enttäuscht über aktuelle Verkehrsplanungen

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Etwa 70 Teilnehmer:innen maßgeblich aus den Stadtteilen Karlhof und Israelsdorf, sowie Vertreter fast aller Lübecker Parteien, die amtierende Bausenatorin Hagen, Vertreter des ADFC (Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club e.V.) und des LBV (Landesbetrieb Straßenbau und Verkehr), waren gestern Abend zum Runden Tisch zusammengekommen.

Als Hauptpunkt der Tagesordnung war die Verkehrsituation in Karlshof und Israelsdorf angesetzt.

Wofgang Nagel aus der Sprechergruppe des Runden Tisches stellte einen ausgearbeiteten Plan zur zeitgemäßen Verkehrsplanung vor. In dem 8-Punkte-Plan waren, unter anderem, der Rückbau der Travemünder Allee mit mehreren Abfahrten in die Stadtteile, der Umbau der Tunnel- und Brückenquerungen auf barrierefreie ebenerdige Kreuzungen mit Ampeln und die klimagerechte Wiedererlangung des Alleecharakters, enthalten. Die Pläne des Runden Tisches sollten als Grundlage für die gemeinsame Diskussion dienen.

Alexander Wiesner vom LBV (Landesbetrieb Straßenbau und Verkehr) zeigte sich von den angedachten Änderungen unberührt. Er stellte einen traditionell anmutenden Plan für die Erneuerung des Straßenbelags der Travemünder Allee und der seitlichen Radwege vor. Sein Schwerpunkt lag hier auf der Streckenführung in der Bauphase, mit teilweise großräumiger Umleitung des Verkehrs über die Arnimstraße. Eine schnelle Verkehrswende sei hier nicht zu erwarten, da das Planfeststellungverfahren erfolgt sei und die Baumaßnahmen bereits im März 2023 beginnen. Die Ideen der Anwohner könnten in die nächsten Planungen, 10 Jahre später, mit einfließen.

Vielen stand die schockierte Empörung, über diese fertige Tatsachendarstellung, in Gesicht geschrieben. Besonders hart traf es die örtlichen Akteure, die weder von Landes- , noch von städtischer Seite über die abgeschlossenen Pläne informiert worden waren.

Senatorin Hagen hielt sich in allen angefragten Belangen sehr bedeckt und flüchtete sich in allgemeine Aussagen über hierarchische Zuständigkeiten und dass sie sich informieren wolle oder sich, die nach der Sitzung zugesendeten Materialien, ansehen wolle. Auch die politischen Vertreter konnten eher mit Allgemeinaussagen aufwarten. Einzelne Wünsche über weniger Fahrspuren in der Travemünder Allee und Hoffnungen, dass der Planfeststellungsbeschluss durch ein übergeordnetes Verfahren ausgebelt werden könnte, wurden, unter Applaus, aufgenommen.

Es blieb der Eindruck, dass die langfristigen Planungen zur Travemünder Allee den Parteien und auch der Senatorin, bekannt waren. Auch die Verträge der Hansestadt Lübeck mit der Herrentunnel Lübeck GmbH & Co. KG wurden am Rande erwähnt, aber niemand wagte, deren Gewicht in die Waagschale zu werfen.

Harald Rentsch, Sprecher des Runden Tisches, zieht das Fazit: „Die Veranstaltung ist enttäuschend verlaufen hinsichtlich der Travemünder Allee. Es sind schon längst Entscheidungen getroffen worden. Die Äußerungen des Landes, dass nächstes Jahr mit den Baumaßnahmen begonnen wird, bedeutet, dass für einige Jahre ein Rückbau nicht möglich sein wird. Die Würfel sind hier für die nächsten Jahre gefallen.“ Er betonte aber, dass der Runde Tisch sich nicht entmutigen lässt und an gesellschaftsfähigen optimierenden Planungen weiter arbeiten wird.

Dr. Raabe vom ADFC (Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club e.V.) forderte, dass es allen Menschen möglich sein soll, alle innerstädtischen Orte angstfrei und sicher zu erreichen. Alle Verkehrsteilnehmer müssen wahrgenommen werden. Er erwähnte die erfolgten Beschlüsse der Bürgerschaft zum fahrradfreundlichen Lübeck, zum Mobilitätskonzept Innenstadt und zum Klimaschutz. In Bezug auf die archaischen, aktuellen Planungen klangen die städtischen Beschlüsse, für viele, sehr weit entfernt. Die Ideen zu einem Fahrradschnellweg und einer Fahrradstraße konnten, in diesem Rahmen, nicht überzeugen.

Einzig zeitgemäß an der aktuellen Umbauplanung der Travemünder Allee ist der Abbau der unnötigen Straßenbeleuchtung vom Herrentunnel bis zum bewohnten Gebiet. Auch dort soll die Beleuchtung aus der Mittelspur entfernt werden und durch eine einfache Straßenausleuchtung ersetzt werden.

Als langfristige Aussicht wird, wegen des klimabedingt weiter steigenden Meeres-Spielgels, ein Trave-Sperrwerk geplant. So wird, wie in den Niederlanden, bei höheren Wasserständen, der Pegel im Inland niedrig gehalten. Das ist auch für den Herrentunnel ein notwendiges Szenario.

Foto (c) Ilsa Walden 
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